Es ist unklar und manchmal sogar falsch, den Verkauf der Arbeitskraft gegen Lohn als Lohnarbeit zu bezeichnen. Die Lohnarbeit bezeichnet das soziale System, in dem die Mehrheit der Bevölkerung einen Arbeitsvertrag hat, der ein Einkommen und somit auch sozialen Schutz mit sich bringt (Begriff von R. Castel, 1995, der in der Soziologie weitgehend übernommen wurde). Neuere Analysen erklären, dass die lohnabhängige Gesellschaft zusammenbricht, sobald der Schutz nicht mehr an die Beschäftigung geknüpft ist, was in diesem Positionspapier ebenfalls erläutert wird. Beispielsweise fallen Personen, die für Arbeit auf Abruf ohne sozialen Schutz entlohnt werden, aus der Lohnabhängigkeit heraus.
Antrag: | Arbeiten, um zu leben - nicht leben, um zu arbeiten |
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Antragsteller*in: | Romain Gapany (JSV) Mehdy Henrioud (JSV) Soline Caiazza (JSV) Julien-Clément Weber (JSV |
Status: | Abgelehnt |
Verfahrensvorschlag: | Ablehnung (Erklärung: Wie im Positionspapier erläutert, definierten wir Lohnarbeit als das Arbeitsverhältnis, in dem Arbeiter*innen ihre Arbeitskraft an ein*e Kapitalist*in verkaufen müssen, um dafür eine Vergütung zu erhalten: Den Lohn. Mit anderen Worten: Es handelt sich um das auf Lohnarbeit basierende Verhältnis, das mit dem Kapitalismus entstand. Dank der Arbeiter*innenkämpfe konnte dieses System nach und nach mit sozialen Schutzmechanismen ausgestattet werden. Jahrhundert lang gab es das nicht, und heute werden sie weitgehend in Frage gestellt, insbesondere durch den Aufschwung der "Scheinselbstständigkeit". Wir sind uns, wie in der Begründung des Änderungsantrags erläutert, bewusst, dass es andere Definitionen des Begriffs "Lohnarbeit" gäbe. Die von den Antragssteller*innen vorgeschlagenen Lösungen bedeuten jedoch einen Verlust an analytischer Qualität. Beispielsweise wird in der Abänderung vorgeschlagen, in den Zeilen 116-118 "Lohnarbeit" durch "Arbeitsverhältnisse" zu ersetzen. Ziel dieses Absatzes ist es, zu zeigen, wie die Einführung der Lohnarbeit als vorherrschende Form der Arbeitsorganisation in der Produktionssphäre mit der Abwertung der sozialen Stellung der Frauen einherging. Wenn man jedoch "Lohnarbeit" durch "Arbeitsverhältnisse" ersetzt, verliert der ganze Abschnitt seinen Sinn, da die Herleitung fehlt, dass es sich um die gesamtgesellschaftliche Einführung einer neuen Art der Arbeitsorganisation handelt - die aus einer neuen Produktionsweise hervorgeht.) |
Eingereicht: | 27.04.2022, 08:36 |