PDENEU: Gestört, wahnsinnig, verrückt - und nicht allein.
Veranstaltung: | April-DV / AD d'avril |
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Antragsteller*in: | Geschäftsleitung JUSO Schweiz (beschlossen am: 17.03.2023) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 26.03.2023, 14:56 |
Veranstaltung: | April-DV / AD d'avril |
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Antragsteller*in: | Geschäftsleitung JUSO Schweiz (beschlossen am: 17.03.2023) |
Status: | Modifiziert |
Eingereicht: | 26.03.2023, 14:56 |
Der Umgang mit psychischen Störungen ist eine der drängendsten und grössten
gesundheitspolitischen Fragen unserer Zeit. In der Schweiz sind 17% der
Bevölkerung von einer oder mehreren psychischen Störungen (auch psych.
Erkrankungen genannt) betroffen.(1),(2) Die Vielfalt von psychischen Störungen
ist gross und es gibt keine universelle Definition für diese. Zu den
meistverbreiteten und wohl bekanntesten Störungen gehören die verschiedenen
Arten von Depressionen, Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen und Angst- und
Persönlichkeitsstörungen.(3) Die Psychiatrie kennt mit ICD-10 und DSM‑5
etablierte Klassifikationsarten, um solche Störungen zu diagnostizieren.
Der Umgang mit psychischen Störungen ist eine der drängendsten und grössten gesundheitspolitischen Fragen unserer Zeit. In der Schweiz sind 17% der Bevölkerung von einer oder mehreren psychischen Störungen (auch psych. Erkrankungen genannt) betroffen.(1),(2) Die Vielfalt von psychischen Störungen ist gross und es gibt keine universelle Definition für diese. Zu den meistverbreiteten und wohl bekanntesten Störungen gehören die verschiedenen Arten von Depressionen, Essstörungen, Sucht- und Abhängigkeitserkrankungen und Angst- und Persönlichkeitsstörungen.(3) Die Psychiatrie kennt mit ICD-10 und DSM‑5 etablierte Klassifikationsarten, um solche Störungen zu diagnostizieren.
Psychische Störungen werden in unserer Gesellschaft noch immer unterschätzt,
Betroffene werden systematisch stigmatisiert und diskriminiert. Die Folgen
dieses Zustandes sind verheerend. Unzureichende und unzugängliche
Behandlungsmöglichkeiten, die Ignoranz der Gesamtgesellschaft und die daraus
resultierenden wirtschaftlichen und sozialen Folgen erzeugen einen Teufelskreis
für Betroffene. Dieser wird vom sozialen Umfeld oftmals nicht erkannt. Dies
führt kurz- und langfristig für Betroffene zu u.a. zu sozialer Isolation und
finanziellen Problemen und endet nicht selten tödlich. In der Schweiz sterben im
Schnitt täglich 2-3 Personen durch nicht-assistierten Suizid. Dies ist bei den
19- bis 34-Jährigen somit auch die häufigste Todesursache.(4) Suizidversuche
passieren meist aufgrund eines Zusammenspiels verschiedener Faktoren, relevant
dabei sind psychische Störungen.
Psychisch erkranken können alle. Das Risiko dafür ist jedoch nicht bei allen
Menschen gleich gross. Diskriminierungserfahrungen lösen bei Betroffenen
überdurchschnittlich häufig psychische Erkrankungen aus. Gerade bei jungen
Frauen steigt die Anzahl der Neuerkrankungen besonders stark an.(5) Homo-,
bisexuelle und trans Jugendliche weisen laut einer Studie der Hochschule Luzern
ein fünfmal höheres Suizidrisiko auf, als cis-hetero Teenager.[1] Zudem macht
der OBSAN-Bericht (2020) des Bundes “Migrationshintergrund” als grösster
Risikofaktor für den Ausbruch einer psychischen Störung aus.(6) Gründe dafür
sind u.a. Rassismuserfahrungen, schlechter Zugang zum Gesundheitssystem und
unbehandelte Traumata. Auch der Faktor “Armut” spielt bei der psychischen
Gesundheit eine relevante Rolle. So erkranken überdurchschnittlich viele
Armutsbetroffene an Angststörungen und Depressionen. Das aufgrund der engen
Verknüpfung und gegenseitiger Begünstigung verschiedener Risikofaktoren wie
soziale Ausgrenzung, Mehrfachbelastungen und finanzielle Sorgen.(7) Patriarchat,
Kapitalismus, die weisse Vorherrschaft und alle weiteren
Diskriminierungsstrukturen in unserer Gesellschaft machen also krank oder
vergrössern zumindest das Risiko, an einer psychischen Störung zu erkranken.
Auch der Leistungsdruck in unserer Gesellschaft spielt eine massgebliche Rolle.
Wer in diesem System nicht normiert funktionieren kann, fällt konstant durch die
Maschen. Wichtig ist dabei aber auch die Erkenntnis, dass viele psychische
Störungen in unterschiedlichem Ausmass vererbt werden, deshalb können nicht alle
psychische Störungen einfach auf Lebensumstände zurückgeführt werden.(8) Es wäre
also falsch zu sagen, dass psychische Störungen nicht mehr auftreten würden,
wenn die Welt frei von jeglichen Diskriminierungsstrukturen wäre.
Die Corona-Krise hat bei vielen Betroffenen von psychischen Störungen zu einer
Verschlechterung ihres psychischen Gesundheitszustands geführt. Dies u.a.
aufgrund von sozialer Isolation, Krisensituationen (Jobverlust, Zukunftsängste
usw.) aber auch, weil Behandlungen in dieser Zeit nicht mehr im ursprünglichen
Rahmen gewährleistet werden konnten.(9) Nach einem Pandemiejahr konnte das
Bundesamt für Gesundheit (BAG) in einer Studie signifikante Veränderungen beim
persönlichen Wohlbefinden der Befragten feststellen. Jüngere Menschen sind davon
noch stärker betroffen als andere Altersgruppen.[2] Erkenntnisse zur psychischen
Situation von Jugendlichen in der Schweiz zeigt auch der Pro Juventute Corona-
Report auf: Das Hilfsangebot 147.ch verzeichnete einen Anstieg der
Kontaktaufnahmen um rund 40% im Vergleich zur Situation vor der Corona-
Pandemie.[3]
Die Coronakrise hat die enormen Lücken unseres profitorientierten
Gesundheitssystems noch einmal schonungsloser aufgedeckt. Die Profitinteressen
der Krankenkassen, privatisierten Spitälern und Kliniken und der Pharmaindustrie
sowie das gescheiterte System der Fallpauschalen kosten Menschenleben. In den
Institutionen ist die Situation so prekär, dass eine fachgerechte Betreuung
schlichtweg nicht mehr gewährleistet werden kann. Dies bedeutet aufgrund des
akuten Personalmangels eine Häufung von Zwangsmassnahmen gegen Patient*innen. In
den letzten Jahren wurde systematisch abgebaut - Budgetstreichungen,
Stellenkürzungen und Schliessung von ganzen Stationen, obwohl die Anzahl an
Patient*innen noch immer steigend ist.(10)
Menschen mit psychischen Erkrankungen werden in unserer Gesellschaft
systematisch diskriminiert. “Psychische Gesundheit” liegt auf Platz 2 der
Tabuthemen unserer Gesellschaft. Grund dafür sind offenbar verschiedene
Befürchtungen: Beispielsweise haben viele depressive Personen Angst, als “nicht
mehr leistungsfähig” und als “labil und schwach” zu gelten.[4] Aufgrund dieser
Stigmatisierung werden Verbreitungsgrad und Gefährlichkeit der “Volkskrankheit
Depression” enorm unterschätzt. Diese Stigmatisierung verschleiert das
tatsächliche Ausmass und die Verbreitung von psychischen Erkrankungen und wirkt
sich auf das Angebot in der Gesundheitsversorgung aus. Bereits vor der Pandemie
gab es zu wenige ambulante und stationäre Behandlungsplätze - mittlerweile hat
sich diese Problematik abermals enorm verschärft und das mit fatalen
Auswirkungen: In psychiatrischen Institutionen wird triagiert(11), insbesondere
in den Kinder- und Jugendpsychiatrien.(12) Dieser erschwerte Zugang führt bei
den meisten Betroffenen zu einer Verstärkung ihrer Symptome und so zu einer
Verlängerung der Behandlungszeit. Auch besteht ein akuter Mangel an ambulanten
Therapieplätzen. Folglich bleibt zehntausenden Betroffenen eine angemessene
Behandlung verwehrt. Mit dem neuen Systemwechsel von SanteSuisse haben Anfang
2023 zusätzlich tausende ihren aktuellen Therapieplatz verloren.(13)
Im kapitalistischen System sind Lohnabhängige dazu verdammt, normiert zu
funktionieren, damit ihre Arbeitskraft von der herrschenden Klasse optimal
ausgebeutet werden kann. Gerade auf jungen Menschen lastet vor und während der
Ausbildung ein enormer Druck.
Menschen, die aufgrund von Erkrankungen nicht mehr regulär arbeiten können,
sollen eigentlich mit Sozialhilfe und IV-Rente entsprechende Hilfe vom Staat
erhalten. Diese ist aber an klare, diskriminierende Bedingungen geknüpft. Das
Wort “invalid” (wertlos) in Invalidenrente deutet bereits an, wie die
Bezüger*innen im kapitalistischen System gewertet werden. Psychische
Erkrankungen sind seit Jahren mit Abstand der häufigste Grund für den Bezug
einer IV-Rente in der Schweiz. Um IV-Rente zu erhalten, muss bewiesen werden,
dass eine Arbeitsunfähigkeit von mindestens 40% vorliegt. Psychische
Erkrankungen sind allerdings im Gegensatz zu physischen Erkrankungen kaum mit
Bildern oder Ähnlichem beweisbar, da sie meist unsichtbar sind. Deswegen werden
psychiatrische Gutachten anhand von Gesprächen mit Fachpersonen erstellt. Die
Unabhängigkeit und dadurch die Qualität dieser Gutachten ist jedoch oftmals
nicht gewährleistet.(14) Menschen mit psychischen Störungen wird massiv
misstraut. So versucht die politische Rechte seit Jahren, das Anrecht auf IV-
Rente für Menschen mit psychischen Störungen komplett zu streichen.(15) Das IV-
System beruht auf dem Grundsatz der “Wiedereingliederung” in den Arbeitsmarkt,
was nicht grundsätzlich ein schlechtes Ziel ist, da die Selbstbestimmung der
betroffenen Menschen gestärkt werden kann - dabei kommt es allerdings auf die
Umsetzung und Absicht dahinter an. Das heutige IV-System orientiert sich kaum am
Wohlergehen der Menschen, sondern an jenem der kapitalistischen Marktwirtschaft
und der Tiefhaltung der Kosten. Kranke Personen werden regelrecht zur Arbeit
gezwungen und müssen konstant Rechenschaft und Beweise darlegen, wenn sie nicht
dazu in der Lage sind.
Psychisch Erkrankte erleben im Alltag in nahezu allen Lebensbereichen
Diskriminierung. Neben sozialer Ausgrenzung kommt es zu erschwerten Bedingungen
bei der Wohnungs- und Arbeitssuche. Ein Aufenthalt in einer psychiatrischen
Klinik erscheint als negativ auffallende Lücke im Lebenslauf und eine längere
Krankschreibung in der Vergangenheit wird von Arbeitgebenden als Risiko
erachtet.
Menschen in akuten psychischen Notsituationen in der Schweiz im
gesamteuropäischen Vergleich überdurchschnittlich oft gegen ihren Willen
geschlossen platziert. Jede*r fünfte Psychiatrie-Patient*in wurde durch eine
sogenannte "Fürsorgliche Unterbringung” zur Behandlung gezwungen.(16) Teil
solcher “Behandlungen” sind aufgrund von Personalmangel oftmals Fixierungen und
andere unmenschliche Praktiken. Wer solche Zwangseinweisungen anordnen kann, ist
kantonal unterschiedlich geregelt. Besonders problematisch ist das Modell des
Kantons Zürich, wo jede*r Ärzt*in dazu befugt ist, eine FU anzuweisen. Solche
Massnahmen stellen einen massiven Eingriff in die Autonomie eines Individuums
dar und sollten nur als allerletztes Mittel und von einer kleinen Anzahl an
Spezialist*innen mit der dafür notwendigen Ausbildung und Kompetenzen angeordnet
werden können. Zwangsmassnahmen, wie Fixierungen, sollen entsprechend nur als
allerletzte Möglichkeit zum Schutz des*der Patient*in eingesetzt werden und
sicher nicht, um das zu knapp bemessene Personal zu entlasten. Solche Methoden
haben leider auch in der Schweiz eine lange Tradition. Im letzten Jahrhundert
galt das Credo, die Gesellschaft und deren “gesunde Volkskörper” vor
“minderwertigen Menschen zu schützen”.(17) Die beginnende Aufarbeitung der
Schweizer Psychiatriegeschichte lässt dunkles erahnen. So wurden grossflächige,
unzulässige Medikamentenversuche an unwissenden Patient*innen aufgedeckt.(18)
Auch heute noch, im 21. Jahrhundert, scheint das Ersuchen von Behandlung in
psychiatrischen Institutionen verpönt, obwohl sich die gesellschaftlichen
Umstände bedeutend verändert haben. Grosse Teile der Bevölkerung haben Angst vor
einer stationären Behandlung und vor allem vor der gesellschaftlichen Ächtung
eines solchen Aufenthalts. Psychiatrien gelten auch heute noch als
“Irrenanstalten” - einen Ort für Gefährder*innen dieser Gesellschaft. Als solche
werden psychisch Kranke nämlich nicht selten in den Medien inszeniert. Durch
klischeebehaftete Medienberichterstattungen werden Menschen mit psychischen
Störungen oft mit Kriminalität assoziiert und der Grund von begangenen
Straftaten sofort an einer möglichen psychischen Störung festgemacht. Dies,
obwohl Menschen mit psychischen Störungen nicht häufiger straftätig werden als
Menschen ohne entsprechende Diagnose.(19) Diese Stigmatisierung wird auch beim
Umgang der Polizei mit psychisch Erkrankten sichtbar, obwohl dazu keine Daten
erhoben werden. Eine Recherche der taz zeigt: die Hälfte der Menschen, die 2009
bis 2017 in Deutschland von der Polizei ermordet wurden, litt an einer
psychischen Störung(20).
Eine Gesellschaft, die auf Unterdrückung, Ausgrenzung und Ausbeutung fundiert
und von multiplen Krisen geprägt ist, schadet den betroffenen Menschen
besonders. Für die JUSO ist klar: die Überwindung aller
Diskriminierungstrukturen könnte bei vielen Menschen die Risikofaktoren für
psychische Störungen massiv verringern. Da sich psychische Störungen
(Erkrankungen) und deren Folgen sich in ihren Arten, Formen und Ursprüngen
stark unterscheiden, bedeutet aber auch eine radikale Transformation der
Gesellschaft zugunsten der 99% nicht, dass psychische Erkrankungen nicht mehr
existieren werden. Das Leben wird nie für alle nur schön sein, doch wir
können das bestmögliche tun, um es schöner zu machen.
Das Warten darauf kostet Leben. Deshalb müssen auch im jetzigen
Wirtschaftssystem sofortige Massnahmen ergriffen werden:
Der Staat und die Kantone müssen die finanziellen Mittel für den Ausbau von
Therapieplätzen massiv erhöhen. Therapeut*innen, die durch den Wechsel vom
Delegations- zum Anordnungsmodell die Therapiebewilligung verloren haben, sollen
diese wieder erhalten. Neue zusätzliche Hürden in der Therapiezulassung sollen
wieder gestrichen werden. Das allein reicht aber nicht. Eine
Ausbildungsoffensive für Fachpersonal und massive Verbesserungen der
Arbeitsbedingungen müssen in die Wege geleitet werden.
Alle Menschen haben ein Recht auf Behandlung. Deswegen müssen Therapieangebote
komplett von der Versicherung gedeckt werden. Die Grundversicherung schliesst im
Moment zu wenige Therapieformen ein, dieser Mangel muss behoben werden. Die
verschiedenen Versicherungsklassierungen gehören ganz aufgehoben, eine
Einheitskasse mit dem selben Angebot für alle muss her und das
Selbstbehaltsystem muss abgeschafft werden. Die Kasse muss solidarisch nach
Leistungskraft finanziert werden. Dafür sollen auch Einkünfte wie
Kapitaleinkommen zur Finanzierung verwendet werden.
Noch immer geistern falsche Vorstellungen und Vorurteile in der
Gesamtgesellschaft herum, wenn es um psychische Erkrankungen geht. Die
darausfolgende Stigmatisierung von Betroffenen führt zu Diskriminierung und
verhindert präventive Massnahmen grossflächig. In allen öffentlichen und
privatwirtschaftlichen Sektoren müssen entsprechende Schulungsangebote zum
Umgang und zur Erkennung von psychischen Erkrankungen etabliert werden.
Niederschwellige und unverbindliche Hilfsangebote werden heute in der Schweiz
vor allem von der Dargebotenen Hand und Pro Juventute, die nur zu kleinen Teilen
von der öffentlichen Hand finanziert werden, betrieben. Diese Angebote sind
stark überlastet. Menschen in einer akuten Notsituation dürfen nicht in einer
Warteschleife hängen bleiben. Es braucht ein komplett staatlich finanziertes
Angebot.
Die medikamentöse Versorgungsknappheit ist eine logische Folge der
kapitalistischen Logik. Pharmakonzerne produzieren vorrangig die Medikamente,
die für sie am meisten rentieren.
Für uns ist klar: Gesundheit vor jedem Profit. Bereits seit Jahren gibt es
Engpässe bei der medikamentösen Versorgung, die nun ihren bisherigen
Höchststand erreicht hat. Dies betrifft insbesondere auch Menschen mit
psychischen Störungen stark, die aktuell wichtige Medikamente nur noch
eingeschränkt oder gar nicht mehr beziehen können. Um solche Szenarien in
Zukunft zu verhindern, muss die Pharmaindustrie von der öffentlichen Hand
übernommen werden. Nur so kann gewährleistet werden, dass die effektivsten
Medikamente produziert werden und dabei auch erschwinglich sind. Dies hat
folglich auch positive Auswirkungen auf die Forschung.
Noch immer weiss die Forschung viel zu wenig über den Ursprung von psychischen
Störungen und deren Behandlung. Forschungsgelder müssen deshalb massiv erhöht
werden, und zwar nicht zugunsten der privaten Pharmaindustrie. Nur so kann
gewährleistet werden, dass die effizientesten Behandlungsarten etabliert werden
und nicht die, welche am längsten eingenommen werden müssen und folglich nach
Marktlogik am meisten rentieren.
Erschöpfungsdepressionen nehmen in der Schweizer Bevölkerung stark zu. Der
Druck am Arbeitsplatz verschlechtert die Situation von Menschen mit psychischen
Störungen zudem generell. Eine massive Arbeitszeitreduktion ist also von
dringender Notwendigkeit, um Risikofaktoren für psychische Erkrankungen
einzudämmen.
(1) Über die Verwendung der Begrifflichkeit “psychische Erkrankung”
gegenüber “psychische Störung” herrscht Uneinigkeit. Vor- und Nachteile
sind bei beiden Begrifflichkeiten vorhanden.
(11) Triagieren bedeutet, dass Patient*innen aufgrund von Platzmangel nach genau
definierten Kriterien priorisiert werden. Die nicht-priorisierten Patient*innen
müssen also auf eine Behandlung zu späterem Zeitpunkt hoffen.
[1] Von Moos, David: Luzern kämpft gegen hohe Selbstmordrate unter LGBT-
Jugendlichen, in: Luzerner Zeitung (07.03.2020),
[https://www.luzernerzeitung.ch/zentralschweiz/luzern/luzerner-kaempft-gegen-
hohe-selbstmordrate-unter-lgbt-jugendlichen-ld.1200509], Zugriff am: 28.01.2022.
[2] Stocker, Desirée (et al.): Der Einfluss der COVID-Pandemie auf die
psychische Gesundheit der Schweizer Bevölkerung und die psychisch-
psychotherapeutische Versorgung der Schweiz. Schlussbericht, im Auftrag des BAG,
Sektion Nationale Gesundheitspolitik, Bern 2021, S. VII.
[3] Pro Juventute Schweiz: Pro Juventute Corona-Report. Auswirkungen der COVID-
19-Pandemie auf Kinder, Jugendliche und ihre Familien in der Schweiz, Zürich
2021, S. 3.
[4] Bühler, Gordon (et al.): Wie geht es dir? Ein psychisches Stimmungsbild der
Schweiz, im Auftrag von: Pro Mente Sana, Zürich 2018, S. 20.