Die Psychiatrie als eine positive Institution darzustellen, die lediglich mehr Ressourcen benötigt, um ihre Arbeit besser zu erledigen, ist verlogen. Wie beispielsweise Jean-Pierre Foucault in L'histoire de la folie (Wahnsinn und Gesellschaft) aufzeigt, ist die Psychiatrie eine Instanz der sozialen Kontrolle, genauso wie die Gefängnisse. Als Sozialist*innen stehen wir für ein revolutionäres und emanzipatorisches Gesellschaftsprojekt und können solche Einrichtungen nicht gutheißen.
Antrag: | Gestört, wahnsinnig, verrückt - und nicht allein. |
---|---|
Antragsteller*in: | Lucien Schwed (JS Genève) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Modifizierte Übernahme (Erklärung: Die GL ist mit dem Inhalt des Änderungsantrags einverstanden. Die Verwendung des Begriffs "häufige Störung" erscheint in diesem Zusammenhang jedoch nicht angemessen. Zum einen gibt es keine genaue Definition dessen, was eine "häufige Störung" ist. Darüber hinaus können auch Menschen mit Störungen, die man als häufigen bezeichnen könnte, wie Depressionen oder Selbstmordgedanken, Opfer von psychiatrischer Gewalt und Zwangseinweisungen werden. Auch Menschen mit "nicht häufigen" Störungen können von der Psychiatrie profitieren. Unserer Ansicht nach ist die Art der Störung, an der eine Person leidet, nicht der einzige Faktor, der bestimmt, ob eine Person von der Psychiatrie profitiert oder nicht. Die Achtung der Bedürfnisse und des Willens einer Person sind viel wichtigere Faktoren bei der Diskussion über Zwangseinweisungen und psychiatrische Gewalt. Es ist durchaus möglich, dass eine Person mit einer "nicht häufigen" Störung von einer freiwilligen Behandlung in der Psychiatrie profitiert, genauso wie eine Person mit einer "häufigen" Störung Opfer einer Zwangseinweisung werden kann. Aus diesem Grund empfiehlt die GL, den Änderungsantrag A4-170 in der modifizierten Version anzunehmen.) |
Eingereicht: | 19.04.2023, 18:25 |