Antrag: | Für ein solidarisches, gerechtes und emanzipatorisches Gesundheitssystem! |
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Antragsteller*in: | Positionssamstag JUSO BL (beschlossen am: 07.09.2024) |
Status: | Geprüft |
Verfahrensvorschlag: | Erledigt durch: A1-229-4 |
Eingereicht: | 13.09.2024, 16:17 |
A1-233: Für ein solidarisches, gerechtes und emanzipatorisches Gesundheitssystem!
Verfahrensvorschlag zu A1-229-4: Antragstext
Von Zeile 227 bis 255:
Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass das Funktionieren des Gesundheitssystems auf der immensen unbezahlten Care-Arbeit in der Schweiz beruht, die mehrheitlich von FLINTA-Personen geleistet wird.37 Der grösste Anteil der Personen, die im Gesundheitswesen arbeiten, sind Pflegekräfte, die 44% aller Arbeiter*innen im Gesundheitswesen ausmachen.38 Ein weiterer grosser Sektor sind die Reinigungskräfte, die oftmals vergessen werden, wenn vom Gesundheitssektor die Rede ist. Sie sind jedoch sehr wichtige Akteurinnen, da Sauberkeit und Hygiene in Gesundheitseinrichtungen von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der Patient*innen sind.
Zunächst einmal muss erwähnt werden, dass das Funktionieren des Gesundheitssystems auf der immensen unbezahlten Care-Arbeit in der Schweiz beruht, die mehrheitlich von FLINTA-Personen geleistet wird.37 Aufgrund der Privatisierungen, Einsparungen und fehlender Investitionen, sowie dem gleichzeitigen Wachstum des Pflegebedarfs durch die Steigerung der Lebenserwartung,
Rund drei Viertel der Beschäftigten im Gesundheitswesen sind Frauen.39,40 Diese hohe Beteiligung zieht sich durch die verschiedenen Berufsfelder und verdeutlicht ihre zentrale Rolle in der Gesundheitsversorgung. Diese Überrepräsentation von Frauen im Gesundheitssystem ergibt sich aus der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung, nach der Frauen von Natur aus eher dazu neigen würden, Sorgearbeit zu leisten. Diese Aufteilung, aber auch die Unsichtbarmachung der von Frauen geleisteten Arbeit und die schlechten Lohn- und Arbeitsbedingungen sind in den weniger angesehenen Bereichen des Gesundheitssystems besonders ausgeprägt.
wird Care-Arbeit weiterhin vom bezahlten Gesundheitssystem auf von FLINTA-Personen geleistete unbezahlte Care-Arbeit verlagert. Dabei bedient man sich am patriarchalen Argument, dass weiblich gelesene Personen von Natur aus dazu neigen würden, Care-Arbeit zu leisten - auch unbezahlt.
Somit wird die Überausbeutung bei der Care-Arbeit durch ein angebliches und falsches Naturgesetz begründet und legitimiert. Überausbeutung bezieht sich dabei nicht nur auf die unbezahlte Care-Arbeit - wo sie am stärksten ist - sondern auch auf die unterdurchschnittliche Entgeltung der bezahlten Care-Arbeit im Gesundheitssystem. Diese schlechten Lohn- und Arbeitsbedingungen sowie die Unsichtbarmachung der Care-Arbeit sind in den weniger angesehenen Bereichen des Gesundheitssystems besonders stark ausgeprägt.
Im Gesundheitswesen machen Pflegekräfte einen grossen Anteil der Arbeiter*innen aus.38 Ein weiterer grosser Sektor sind die Reinigungskräfte, die oftmals vergessen werden, wenn vom Gesundheitssektor die Rede ist. Sie sind jedoch sehr wichtige Akteur*innen, da Sauberkeit und Hygiene in Gesundheitseinrichtungen von entscheidender Bedeutung für die Gesundheit der Klient*innen sind. In diesen Sektoren arbeiten überdurchschnittlich viele migrantische FLINTA-Personen, wobei bereits im ganzen Gesundheitswesen Frauen drei Viertel der Arbeiter*innen ausmachen. 39 40 Zu den wenigen Ausnahmen gehören Ärzt*innen, bei welchen Männer mehr als die Hälfte ausmachen.41Auch hier ist die patriarchale Hierarchisierung im Gesundheitssystem, wo Ärzt*innen die oberste Schicht bilden, erneut sichtbar. Sie haben den elitärsten und exklusivsten Ausbildungsweg und sind die einzigen Personen, die befugt sind, Rezepte auszustellen und haben das letzte Wort über die Versorgung der Patient*innen. In den Führungsetagen der Schweizer Akutspitäler ist der Frauenanteil mit 28 % ebenfalls extrem klein, was erneut auf eine patriarchale Hierarchie hinweist.
Diese patriarchalen Strukturen und Auswirkungen zeigen gut auf, wieso eine linke Analyse vom Gesundheitssystem unbedingt einer feministischen Perspektive bedarf. Eine weitere Perspektive ist die internationalistische, welche vor allem in einer globalisierten Welt nicht untergehen darf. Mehr als 20% des Schweizer Gesundheitspersonals haben einen ausländischen Abschluss, mit grossen Unterschieden zwischen den Kantonen.4142 Die Einwanderung von Gesundheitspersonal ist derzeit entscheidend für den Personalzuwachs.4243 Das kann jedoch zu Personalmangel im Ausland führen, z.[Leerzeichen]B. in den französischen Grenzregionen, wo die Schweiz den Mangel an medizinischem Personal verschlimmert. Diesem Mangel in Frankreich wird wiederum mit Personal aus beispielsweise Osteuropa entgegengewirkt, dem darauffolgenden Mangel in Osteuropa mit Personal von ausserhalb Europas und so weiter. Diese Entwicklung führt zu weiteren Mängel und somit sogenannten “Care-Ketten”, welche am Schluss die globale Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung verstärken.
Im Allgemeinen ist das medizinische Personal hierarchisch organisiert. Ärzt*innen bilden die oberste Schicht, mit dem elitärsten und exklusivsten Ausbildungsweg. Sie sind die einzigen Personen, die befugt sind, Diagnosen zu stellen, Rezepte auszustellen und somit das letzte Wort über die Versorgung der Patient*innen zu haben.
Von Zeile 503 bis 554:
VPOD Zürich Löhne im Gesundheitswesen 2024 Stephanie Fuchs
VPOD Zürich Löhne im Gesundheitswesen 2024 Stephanie Fuchs
VPOD Artikel Gesundheitswesen
VPOD Artikel Gesundheitswesen
Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen mit Fokus auf den Gesundheitsschutz der Pflegekräfte Niklaus Seline 2022
Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen mit Fokus auf den Gesundheitsschutz der Pflegekräfte Niklaus Seline 2022
Devaux, A., „La grossophobie médicale pèse sur la santé des patients“ (Die medizinische Grossophobie belastet die Gesundheit der Patienten), La Côte, 8. März 2023.
Devaux, A., „La grossophobie médicale pèse sur la santé des patients“ (Die medizinische Grossophobie belastet die Gesundheit der Patienten), La Côte, 8. März 2023.
Bundesamt für Statistik. 2023. “Medizinische Grundversorgung: Halb so viele Ärztinnen und Ärzte pro Kopf auf dem Land wie in der Stadt”. 24. November 2023. (https://www.bfs.admin.ch/asset/de/29105538).
Bundesamt für Statistik. 2023. “Medizinische Grundversorgung: Halb so viele Ärztinnen und Ärzte pro Kopf auf dem Land wie in der Stadt”. 24. November 2023. (https://www.bfs.admin.ch/asset/de/29105538).
Tzogiou, Christina. 2021. “Was erklärt die Ungleichheiten in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zwischen Migranten und Schweizern?”. Gesundheitsökonomie @ ZHAW, 8. April 2021.
Tzogiou, Christina. 2021. “Was erklärt die Ungleichheiten in der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen zwischen Migranten und Schweizern?”. Gesundheitsökonomie @ ZHAW, 8. April 2021.
Haldemann, Muriel. 2023. “Stationäre Psychiatrie: Wirksame Behandlungen und weniger Freiheitsbeschränkende Massnahmen im Jahr 2022”. ANQ, 17. Oktober 2023. (https://www.anq.ch/de/medienmitteilungen/stationaere-psychiatrie-wirksame-behandlungen-und-weniger-freiheitsbeschraenkende-massnahmen-im-jahr-2022/).
Haldemann, Muriel. 2023. “Stationäre Psychiatrie: Wirksame Behandlungen und weniger Freiheitsbeschränkende Massnahmen im Jahr 2022”. ANQ, 17. Oktober 2023. (https://www.anq.ch/de/medienmitteilungen/stationaere-psychiatrie-wirksame-behandlungen-und-weniger-freiheitsbeschraenkende-massnahmen-im-jahr-2022/).
Roth, Rafaela. 2024. “Der Tod eines 18-jährigen Autisten in der Klinik Königsfelden wirft Fragen auf: Warum musste Theo W. sterben?”. NZZ, 13. April 2024. (https://www.nzz.ch/report-und-debatte/der-tod-eines-18-jaehrigen-autisten-in-der-klinik-koenigsfelden-wirft-fragen-auf-warum-musste-theo-w-sterben-ld.1825101).
Roth, Rafaela. 2024. “Der Tod eines 18-jährigen Autisten in der Klinik Königsfelden wirft Fragen auf: Warum musste Theo W. sterben?”. NZZ, 13. April 2024. (https://www.nzz.ch/report-und-debatte/der-tod-eines-18-jaehrigen-autisten-in-der-klinik-koenigsfelden-wirft-fragen-auf-warum-musste-theo-w-sterben-ld.1825101).
Nikolic, Tijana. Küttel, Kilian. 2022. “«Schwere Fehler» bei Zwangsmedikation: Wie die Klinik Zugersee immer wieder gegen das Gesetz verstösst”. Zuger Zeitung, 2. Juli 2022. (https://www.zugerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/zuger-psychiatrie-neue-vorwuerfe-an-klinik-zugersee-ich-konnte-nicht-mehr-hinter-dem-stehen-was-dort-ablaeuft-ld.2298882)
Nikolic, Tijana. Küttel, Kilian. 2022. “«Schwere Fehler» bei Zwangsmedikation: Wie die Klinik Zugersee immer wieder gegen das Gesetz verstösst”. Zuger Zeitung, 2. Juli 2022. (https://www.zugerzeitung.ch/zentralschweiz/zug/zuger-psychiatrie-neue-vorwuerfe-an-klinik-zugersee-ich-konnte-nicht-mehr-hinter-dem-stehen-was-dort-ablaeuft-ld.2298882)
SRF investigativ. 2024. “Psychiatrische Kliniken. Fixiert und eingesperrt. Wie Zwangsmassnahmen junge Menschen in der Schweiz traumatisieren”. SRF, 1. Mai 2024. (https://www.srf.ch/news/schweiz/missstaende-in-der-psychiatrie-sechs-tage-festgebunden-und-mit-medikamenten-ruhiggestellt).
SRF investigativ. 2024. “Psychiatrische Kliniken. Fixiert und eingesperrt. Wie Zwangsmassnahmen junge Menschen in der Schweiz traumatisieren”. SRF, 1. Mai 2024. (https://www.srf.ch/news/schweiz/missstaende-in-der-psychiatrie-sechs-tage-festgebunden-und-mit-medikamenten-ruhiggestellt).
Mehr Informationen dazu in unserer Resolution für eine 13. IV-Rente: https://juso.ch/fr/publications/positions/une-13e-rente-pour-toutes-et-tous-les-rentiereers-du-1er-pilier/
Mehr Informationen dazu in unserer Resolution für eine 13. IV-Rente: https://juso.ch/fr/publications/positions/une-13e-rente-pour-toutes-et-tous-les-rentiereers-du-1er-pilier/
Original-Änderungsantrag: Antragstext
Von Zeile 232 bis 234 einfügen:
Sektor sind die Reinigungskräfte, die oftmals vergessen werden, wenn vom Gesundheitssektor die Rede ist. Sie sind jedoch sehr wichtige Akteur*innen, da Sauberkeit und Hygiene in Gesundheitseinrichtungen von entscheidender Bedeutung